~ Azurien ~

 

Symbol von TorgatulTorgatul

 

Symbol der "Stadt":
Von einem Wappen zu sprechen, wäre vermessen, doch als Zeichen Torgatuls gilt im Allgemeinen ein Hyaenaschädel in hell auf dunklem Grund. Die Hyaena gilt den Sandnargen als besonderes Tier, mit dem sie sich verbunden fühlen.


Bevölkerungszahl:
Torgatul eine Stadt zu nennen erscheint vielen als blanker Hohn, besteht die Siedlung doch hauptsächlich aus Wohnhöhlen, angelegt in alten Stollen und Kupferminenschächten, und hat nur wenige und teilweise noch immer verfallene Gebäude. Doch hier leben zahlreiche Narge, also ist der Name Stadt, rechnet man die Anzahl der Einwohner, auch nicht falsch. In Torgatul leben wohl um die 30.000 Sandnarge... da niemand verrückt genug ist, eine amtliche Volkszählung zu veranstalten und die Stämme Torgatuls sich nicht um Einwohnerzahlen scheren (obwohl sie ihre Kopfstärke ziemlich genau kennen dürften), sind das jedoch nur grobe Schätzungen.


Bevölkerungsanteile:
In Torgatul leben nur und ausschließlich Sandnarge – und ein geringer Anteil menschlicher Sklaven, die jedoch kaum dauerhafte Einwohner der Stadt sind, sondern eher Durchgangsware.


Sprachen:

In Torgatul spricht man hauptsächlich Narroc, also Nargisch, die Allgemeinsprache wird jedoch erstaunlicherweise von zahlreichen Sandnargen verstanden, wenn auch kaum (oder wenn doch dann selten verständlich) von ihnen benutzt.


Regierungsform:
In Torgatul herrscht unumschränkt und absolut der Berakhar, der Häuptling aller hier ansässigen Clans. Er wird beraten von den höchsten Khal'akars, doch im Zweifelsfall gilt allein sein Wort und Wille. Unter ihm stehen die Ark'alars, die Clanführer, die Oberhäupter der jeweiligen Sippenverbände oder Clans. Es gibt keine Stände, keinen Adel, kein Freibauerntum oder Leibeigenschaften oder Gesellschaftsschichten, die sich aus Berufsgruppen ergeben hätten so wie bei anderen Völkern. Der Berakhar hat das Sagen, die Clanführer oder Ark'alars herrschen im Kleinen über ihre "Familien".


Herrscher:
Lokk'Nar von den Blutkrallen, Berakhar von Torgatul

 
(c) by Immerlan.deLage und Geographische Grenzen:
Torgatul ist nach Kush die zweitgrößte Ansiedlung der Sandnarge in Azurien und die einzige ihrer "Städte", die außerhalb der Tafaraberge liegt. Die Stadt liegt in den Farafarschluchten etwa auf halbem Weg zwischen dem See Argwathiel im Norden und der Stadt Kheyris am Südmeer inmitten der Knochenwüste.


Klima und Landschaft:
Torgatul liegt in den schattigen Tiefen der Farafarschluchten, wo der wild schäumende Fluss sein Bett tief in das Gestein gegraben hat, inmitten der Sacaleyndawüste. Diese Wüste, auch Knochenwüste genannt, ist die zweitgrößte ihrer Art in Azurien und besteht hauptsächlich aus kargen, ockergelben Landschaften, hin und wieder unterbrochen von bizarren Felsgebilden und Geröllfeldern, auf denen spärlich Grasbüschel und trockene Dornbuschsavanne gedeiht.

Selbst an den Ufern des Farafar wachsen keine Pflanzen, denn die kristallklaren Wasser dieses extrem schnellen, reißenden Flusses fließen durch eine tiefe Schlucht. Zahllose Klafter tief stürzen imposante ockergelbe Klippen, die Farafarschluchten, fast senkrecht bis zum schattigen Grund einer schmalen Klamm hinab, durch deren Grund sich das Wasser schlängelt – hier unten im beständigen Halbschatten gedeihen Kakteen, Gräser und Hirse auf einem oftmals kaum einen Schritt breiten Uferstreifen links und rechts des dahinschnellenden Flusses, sonst nichts.

Das Klima ist wie überall im Süden Azuriens fernab fruchtbarer Böden oder ausreichender Wasserquellen heiß und trocken, die wenigen Niederschläge fallen in der Regenzeit in den Wintermonden. Des Nachts kann es auch in Torgatul merklich abkühlen, obwohl die Siedlung in der tiefen Schlucht gut gegen Wind und die oft allgegenwärtigen Sandstürme geschützt ist. Dennoch herrschen auch hier Extreme, tagsüber die Gluthitze der erbarmungslosen azurianischen Sonne, des Nachts empfindliche Kälte unter sternenklarem Himmel.
 

Wichtige Berge und Gebirge:
Keines von beidem nennt Torgatul sein Eigen, sieht man von den gewaltigen Klippen der Farafarschlucht selbst einmal ab, welche die Stadt mit ihren Felsmassen sowohl vor der Gluthitze der azurianischen Sonne, als auch vor Wind und Sandstürmen abschirmt.


Wichtige Gewässer:
Der Farafar mit seinen Stromschnellen, Strudeln und Wasserfällen alle paar hundert Schritt ist die einzige und wichtigste Süßwasserquelle Torgatuls - und zum Glück der Sandnarge auch äußerst fischreich.



Wichtige Städte und Dörfer:
Außer Torgatul selbst gibt es keinerlei andere Ansiedlungen in den Farafarschluchten.


Wichtige Verkehrswege:

Der einzige wirklich bedeutsame Weg für die Sandnarge ist natürlich der hohe, schmale Steig durch die Klippen vom Grund der Schlucht nach oben in die sandigen Ebenen der Sacaleyndawüste. Da Sandnarge extrem gute Kletterer sind, erscheint ihnen der Aufstieg längst nicht so mühsam, wie er es für die Menschen der Torgamine gewesen sein muss, die vor langer Zeit hier lebten und nach Kupfer schürften: als schmaler, steiler Steig von tausenden von Stufen und in engsten Haarnadelkurven windet er sich die Klippen empor und ein einziger Fehltritt auf ihm bedeutet den sicheren Tod.   


Besondere Örtlichkeiten:
Im Grunde ist ganz Torgatul ein einziger höchst besonderer Ort, doch es gibt keinerlei besondere Bauwerke oder gar heilige Stätten zu erwähnen. Das einzige, was man mit Fug und Recht als Naturwunder ansehen kann, sind die Farafarschluchten mit ihrem einzigartigen, goldroten Farbspiel im Licht der Sonne und die Katarakte und Wasserwirbel des Flusses selbst, der blaugrün und weiß schäumend durch sein steinernes Bett schießt.



(c) by Immerlan.deRegionale Flora und Fauna:

Die einzige Pflanzenwelt der Farafarschluchten im Umland Torgatuls besteht aus Saguar- und Nyankakakteen, Uferhirse und harten Wüstengräsern, und die Tierwelt ist ebenso spärlich vertreten. In den Klippen der Schlucht brüten zwar zahllose Vögel verschiedenster Art, vor allem Sandschwalben, Wüstenfelsensegler und andere, es gibt vielerlei Reptilien wie Schwertottern, Hornschwänze, Dornendämonen, Grindobolechsen und Krötenköpfe, und einige kleinere Säugetiere wie Streifenhörnchen, Fenneks und Kusimansen sowie eine Unzahl von Insekten, doch kein einziges größeres Tier, schon gar keines, das als Jagdbeute in Frage käme. Der Farafar ist allerdings die Heimat zahlloser Fische, Krebstiere und Muscheln, so dass diese Beute inzwischen wohl die Hauptnahrungsquelle Torgatuls darstellt. Fischen und Angeln ist nach Nargenansicht keine wirkliche Jagd und damit, wie alles Handwerk, reine Frauensache. Die Narginnen Torgatuls holen große Sandbarsche und Störe ebenso aus dem Wasser, wie Silberne und Goldene Arowanas,  Knochenzungen und bis zu 200 Stein schwere Nzábes oder Blutbarsche, die fast so groß sind, wie sie selbst. Außerhalb der Farafarschluchten gibt es natürlich alle Tiere, die in der Sacaleynda vorkommen auch in der Nähe der Stadt, so dass nargische Jäger ebenfalls Beute machen – Rocs, Onyxantilopen und die besonders beliebten Warthogs etwa, zierliche Gerenuks und Maskenantilopen, Quachas oder Wildkamele. Es gibt keine Wüstenfänge in der Sacaleynda, Hyaenas stellen keine echte Nahrungskonkurrenz dar und die mächtigen Hyaenodone leben am anderen Ende der Knochenwüste in den Randbezirken des Sar Perduin, so dass im Grunde Sandnarge die größten  Räuber dieser Wüste geworden sind. Neben diesen größeren Säugetieren gibt es zahlreiche Reptilien, Vögel und Insekten in der Sacaleynda, etwa Schwarze Sauuras, Sandrassler, Hornschwänze und Schwertottern,  Schlangenadler, Blutgierer und Knochennager, Unzertrennliche und Feenpararuas, Ma'Ajmalas, Gluttänzer und Onyxschwingen, Sandschwirrer und Sandwespen sowie eine Vielzahl von teils höchst giftiger Skorpione und Spinnen.
 

Vorherrschender Glaube:

Alle Sandnarge Torgatuls glauben felsenfest an mächtige Totengeister und die Geister ihrer Ahnen. Manche ihrer Schamanen mögen vielleicht mittlerweiel auch eine vage Ahnung von uralten Naturgeistern haben, doch in ihre Religion, falls man überhaupt schon von so etwas sprechen kann, ist noch nichts davon eingeflossen. Sie glauben natürlich ebenso an die Macht von Dämonen und dunklen Archonen, doch sie verehren sie in keiner Weise mehr, sondern hassen und fürchten nichts mehr auf Rohas weitem Rund.


Wichtige Tempel:
Nicht ein einziger. Der kleine Silschrein, der einst in der Torgamine existierte, verfällt und wird als Vorratslager benutzt.

Wichtige Handelspartner:
Die einzigen Handelspartner Torgatuls sind Kheyris, jene Stadt des Azurianischen Bundes, deren Händler absolut nichts dabei finden, mit Sandnargen "Geschäfte" zu machen, was hauptsächlich als Tauschhandel stattfindet, und die übrigen "Städte" der Narge in den Tafarabergen, Doggra und Kush.


(c) by Immerlan.deWichtige Bodenschätze und Ressourcen:
Das Kupfer der reichhaltigen Torgaminen liegt immer noch zum großen Teil in unberührten Adern am Ende der verlassenen Minenschächte und die Sandnarge haben wohl erst in jüngerer Vergangenheit eine Vorstellung von seinem Wert bekommen, denn neuerdings tauchen immer öfter Kupfererze und sogar einige Türkise als Tauschware aus Torgatul auf.

Ob Stadt und Umland noch über andere Bodenschätze und Ressourcen verfügen, weiß kein Mensch zu sagen, doch die Sandnarge der Farafarschlucht besitzen etwas, das in den Wüsten Azuriens das allerhöchste Gut ist: Süßwasser in rauen Mengen. Obendrein haben sie ein äußerst fischreiches Gewässer direkt vor der Nase, das ihnen das Überleben in diesen unwirtlichen Gegenden auf jeden Fall sichert.


Handelsgüter und Tauschwaren:
Tatsächlicher Handel, den man mit Fug und Recht auch so bezeichnen dürfte, steckt bei allen Sandnargen ganz gleich welcher ihrer Ansiedlungen noch in den Kinderschuhen. Sie haben den Sinn von Tauschgeschäften zwar gut begriffen, doch da sie untereinander alles für den Eigenbedarf erbeuten, rauben, zusammenplündern oder ehrlich erjagen und "produzieren", erwirtschaften sie nicht planvoll irgendwelche Überschüsse, die sie dann noch planvoller gegen andere Güter eintauschen würden, welche sie benötigen, aber nicht selbst haben. Wenn sie irgendetwas nicht eintauschen können, das sie brauchen, nehmen sie es sich für gewöhnlich mit Gewalt, lohnt das begehrte Gut tatsächlich mögliches Blutvergießen. Tauschgeschäfte finden bisher noch in sehr kleinem Rahmen mit wenigen auserwählten Kheyrisern und Naggothyrern statt. Sandnarge bieten Kupfererze, Sklaven, allerlei geraubtes Beutegut, Hôthquarz und kostbares Elfenbein von den Knochenstränden am Südufer des Argwathiel, und was sie dafür eintauschen hängt ganz vom gerade verfügbaren Angebot der anderen ab. Was sie jedoch fast immer zu ergattern versuchen, sind Salz und Wein.


Sozialstruktur:
Unter Sandnargen herrschen, anders als bei ihren nördlichen Vettern in Immerfrost, nur und ausschließlich Männer – ihnen körperlich hoffnungslos unterlegen, fristen nargische Frauen ein Dasein als Hüterinnen der Kochfeuer, der Höhlen oder Wohnstätten, und bringen Kinder zur Welt, die sie bis zu ihrem fünften Lebensjahr praktisch allein großziehen, ehe sie sie, sind es männliche Nachkommen, in die Welt der Krieger entlassen. Frauen haben also in keinem Bereich außerhalb ihrer Wohnstätten und bei den Kindern irgendetwas zu sagen. Zieht ein junger Nargenkrieger zum ersten Mal in die Schlacht, sagt ihm seine Mutter keineswegs, er solle wohlbehalten und unversehrt zu ihr zurückkehren, im Gegenteil, sie sagen eher Dinge wie: "Kehr mit vielen Narben wieder und verdiene dir dein erstes Blut, kehr mit deinem Schild zurück oder auf ihm."

Nargische Frauen sind untereinander ebenso kampflustig, wie die Männer, doch leben die Geschlechter dieses archaischen Volkes im Alltag strikt getrennt, und jeder verrichtet seine Aufgaben. Frauen kümmern sich um Nachwuchs, das Sammeln von Nahrung, das Gerben von Häuten und Fellen, das Herstellen von Kleidung und allerlei Alltagsgegenständen, und natürlich um die Bedürfnisse ihrer Männer. Männer jagen und kämpfen, rauben und plündern oder gehen sonst irgendeiner kriegerischen Tätigkeit nach. Kein männlicher Narg käme auf die Idee, Frauenarbeiten zu verrichten und umgekehrt würde es keiner nargischen Frau einfallen, in männliche Domänen einzudringen. Es kommt wohl vor, dass eine Frau das Leben eines Mannes wählt, doch muss sie sich dann auch wie einer kleiden, darf keine Kinder haben, keines Mannes Besitz werden, kein Essen zubereiten, kein Herdfeuer ihr Eigen nennen. Einen Geschlechterwechsel kann das Kollektiv ertragen, Dualität nicht.

Jeder Clan hat einen Anführer, das "Sippenoberhaupt" wenn man so will, für gewöhnlich der körperlich stärkste und größte Narg des Clans, welcher den Titel Ark'alar trägt. Manchmal teilen sich Brüder die Führung, vor allem, wenn es Zwillinge sind. Wird ein Anführer zu alt oder zieht er sich eine schwerere Verletzung zu, ist es für gewöhnlich ein jüngerer Bruder oder einer seiner Söhne, der ihn zum Zweikampf um die Führerschaft fordert und ihn, nachdem er ihn getötet hat, ersetzt. Ein Berakhar, ein Häuptling und Anführer aller Narge einer "Stadt", erstreitet sich seine Stellung ebenfalls allein durch seine Stärke im Kampf – er muss sich unter allen Ark'alars beweisen und wird stets aus ihrer Mitte durch - allerdings stark ritualisierte - Zweikämpfe, die selten bis zum Tod führen, ermittelt.
 
Eine Sonderstellung im Gesellschaftsgefüge nehmen die Schamanen, die Khal'akar, ein, ganz gleich ob männlich oder weiblich. Sie haben große Macht und großen Einfluss, selbst auf die Clanführer, die Ark'alar, und den Häuptling, den Berakhar.


Politik:

Torgatul betreibt eigentlich nur eine wirkliche Politik, wenn man es denn so nennen will, und das ist der Versuch, zwischen Templern, Zentauren und menschlichen kheyriser Halsabschneidern irgendwie zu überleben... oft genug kommt den Sandnargen dabei ihr räuberisches Naturell in die Quere, aber sie haben immerhin gelernt, die Krallen einigermaßen stillzuhalten, bevor sie sich selbst noch durch ihre eigene Wildheit vernichten. Es existiert im Grunde keine allgemein für alle Sandnarge gültigen Beziehungen zu anderen Mächten in Südazurien, außer zu den beiden anderen Nargenstädten Kush und Doggra, mit denen es jedoch oft genug selbst immer wieder blutige Auseinandersetzungen um dies oder jenes gibt.


Geschichte:
Torgatul entstand aus den Ruinen der einstigen imperialen Festung Torga, einer Grenzgarnison zu Assuaran am Farafar tief am Grund der Farafarschlucht. Es war mehr eine befestigte Kupfermine, als eine menschliche Siedlung, doch es gab die Minenschächte, einige kasbahartige Gebäude und zahlreiche Stollen und Höhlen im Felsgestein. Als das Imperium von Ûr am Ende des Vierten Zeitalters fiel und die großen Zerstörungen über den Süden hereinbrachen, wurden Torga und seine ergiebigen Kupferminen verlassen – und irgendwann in den ersten Jahrzehnten des Fünften Zeitalters, entdeckten dann einige Stämme der heimatlos gewordenen Sandnarge die Ruinen und setzten sich dort fest.

Die Schamanen Torgatuls erzählen, ihre Heimat in den Farafarschluchten sei die erste Siedlung der Sandnarge als freies Volk gewesen, von hier aus seien später auch Kush und Doggra entdeckt und besiedelt worden, und das mag sogar stimmen, schließlich liegt Torgatul am weitesten östlich. Wie auch immer – da Sandnarge keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen führen, weiß man sehr wenig über die bisherige Geschichte der Siedlung. Sicher ist, dass die Überfälle der Sandnarge auf Pilger und Reisende entlang der Straße der Vierzig Tage oder dem Schattenpfad durch die Tafaraberge nach Rixa erst recht spät, etwa ab dem Jahr 100 FZ begannen und bis zum Jahr 350 FZ auch vereinzelte Ausnahmen blieben. Die Stadt Kheyris war ebenfalls lange vor ihnen sicher, denn Sandnarge als Geschöpfe der Wüsten hassen und fürchten das offene Meer, welches sie "schlechtes  Wasser" nennen und seine Nähe meiden, wenn es nicht unbedingt sein muss. Die wenigen Geschichtsschreiber, welche sich überhaupt um das Auftauchen der Narge in der Sacaleynda und den Tafarabergen scheren, behaupten, sie seien zu Anfangs so wenige gewesen, dass sie lange gebraucht hätten, um überhaupt das Überleben ihres Volkes zu sichern. Darin mag Wahrheit liegen, denn die meisten Sandnarge der Sacaleynda müssen von den Schlächtern Khairtamirs von Barqa abstammen, der vor den Toren Kait Beys während der Belagerung der Schlacht hingemetzelt wurde – das Heer, das Kait Bey schließlich überrannte und die Stadt zerstörte, war das einzige, das soweit im Süden über den Blutfluss kam, wo es in der Schlacht von Qula schließlich geschlagen wurde. Es mögen in den folgenden Jahren in den Wirrungen jener Zeit auch einige überlebende Sandnarge nördlicherer Schlachten, etwa der von Samara und dem Untergang Qum'Rans in die Sacaleynda geflohen sein, doch das Heer, das bei Qula aufgerieben wurde, war das einzige im Süden, das groß genug war, auch Nargfrauen im Tross dabei zu haben – und Frauen müssen bei ihnen gewesen sein, sonst wären die Sandnarge der Sacaleynda längst ausgestorben und nur noch eine Randnotiz in den Annalen der Geschichte.

So aber wuchsen sie in den ersten Jahrhunderten des Fünften Zeitalters von wenigen hundert Köpfen wieder auf ein - wenn auch noch kleines - Volk an. Ein Stachel im Fleisch übriger azurianischer Völker und Städte wurden sie während des dritten Jahrhunderts des Fünften Zeitalters. Wieder erstarkt, begannen die Überfälle Torgatuls auf die wenigen sicheren Handelsrouten jener entlegenen Wüstengebiete stark zuzunehmen, so dass sowohl die Templer Rixas als auch die Zentauren Sar Perduins begannen, gegen sie vorzugehen. Bis heute mit mäßigem Erfolg, weil die Sandnarge sich als schlau genug erwiesen, sich nicht auf offene Feldschlachten einzulassen und man ihrer im unzugänglichen Gewirr der Tafaraberge einfach nicht Herr zu werden vermag. Zudem haben zumindest einige Clans Torgatuls inzwischen auch den Vorteil eines, wenn auch oft wackligen Friedens mit den Menschen und des dadurch möglichen Handels erkannt: sie tauschen, wenn auch noch in sehr kleinem Rahmen, Waren mit  Kheyris, ja sogar mit Naggothyr. Selbst Doggra und das praktisch am Ende der Welt liegende Kush sind in diese Tauschgeschäfte mit einbezogen, denn sie liefern besondere Rohstoffe, wie etwa das begehrte Hôthquarz, zwar nicht direkt zu den Menschen, aber nach Torgatul, von wo aus es weiter gehandelt wird.

Manche kheyriser Händler behaupten heute, im fünften Jahrhundert des Fünften Zeitalters, man habe es nur einigen Generationen sehr besonnener Berakhars der letzten Jahrzehnte zu verdanken, dass so etwas wie Frieden zwischen Kheyris und Torgatul möglich ist. Die Sandnarge würden dies vermutlich als Beleidigung auffassen, denn Besonnenheit ist keine Eigenschaft, die ein würdiger Berakhar zu haben hat. Andere behaupten, es sei kein Wunder, dass Kheyris und Torgatul keinen Krieg führen, schließen würden hier wie dort katastrophale Verhältnisse herrschen und ein Monster erkenne stets das andere. Den Templern Rixas sind die Sandnarge jedenfalls ein beständiger Dorn im Auge und den zahlreichen hilflosen Pilgern in die heiligen Stätten in den Tafaraberge erst Recht, haben die Sandnarge doch längst das einträgliche Geschäft des Sklavenhandels auch für sich entdeckt. Wie auch immer, Torgatul, dessen genaue Lage heute nur sehr wenigen Angehörigen anderer Völker als dem der Sandnarge selbst bekannt ist, wächst rasch und wird sich in den nächsten Jahrzehnten vermutlich sogar zum ernsthaften Problem auswachsen – es sei denn, seinen Bewohnern gelingt es irgendwie, noch mehr "besonnene" Berakhare an die Macht zu bringen.     


Einflussreiche Personen:
Neben dem Berakhar gibt es noch zahlreiche Ark'alars, allein in Torgatul, welches eine größere Sandnargensiedlung darstellt, wohl knapp einhundert oder etwas mehr. Sie hier alle aufzuzählen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, doch die Clanführer der größten und stärksten Sippen sind:

Nak'Kash, Ark'alar der Weißschuppen
Sar'Saut, Ark'alar der Sandläufer
Zarr'Udal, Ark'alar der Hazgur
Ter'Ashk, Ark'alar der Uruga'Hai
Terk'Oren, Ark'alar der Blutkrallen
Krish'Nakk, Ark'alar der Knochenwächter

Einflussreiche Schamanen oder Khal'akars:
Treacha, Khal'akara der Knochenwächter, genannt die "Löwin der Sonne", eine – nach sandnargischen Maßstäben wunderschöne – junge Frau von schon recht großer Macht und von nicht zu unterschätzendem Einfluss auf den Berakhar
Makh'Marr'Tuton'Vek, uralter (für einen Sandnarg) Schamane der Uruga'Hai
Srek Terlum, Khal'akar der Sandläufer


Weitere bekannte Personen:
B'advor der Clanlose, Anführer der Tausend, einer Räuberbande, die vor allem entlang der Straße der Vierzig Tage ihr Unwesen treibt
Augh'tur Einauge, V'ordikk Hyaenatod, Tas'Vessyt Blauzahn, Erker'Che Sandrassler, Breal'Unt Sklavenjäger, Enk'Draikk Zweiklingen, Gha'Khakka der Seher – einige Krieger der Tausend
Morgha'Iss, eine mächtige Schamanin, die als Einsiedlerin irgendwo in der Sacaleynda lebt
Zheitkal'Irr der Jäger, genannt Ark'alar der Toten, ein unter Sandnargen berühmter Jäger, der allein die Wüste durchstreift.


Regionale Fest- und Feiertage:
Selbst jene Narge, die dem Schamanismus anhängen, glauben nicht an Ealara oder irgendeine Gottheit, sondern verehren bestenfalls urtümliche Vorstellungen von machtvollen Totengeistern oder glorreiche Ahnen ihrer eigenen Vergangenheit. Sie begehen und feiern kein einziges der Götterfeste und kennen auch die Vorstellung eines bestimmten Festtages an sich nicht. Was sie feiern sind erfolgreiche Jagden oder siegreiche Kämpfe – und auch das sind nach menschlichen Maßstäben keine fröhlichen, geselligen Zusammenkünfte. In Kheyris gibt es gar ein Sprichwort, das besagt, ein nargisches Fest, an dem es nicht mindestens ein Dutzend Tote gibt, sei gar keines. Wilde Tänze nargischer Frauen um rituelle Feuer und anschließende brutale Zweikämpfe der Männer um eben jene Tänzerinnen bestimmen hauptsächlich die sandnargische Vorstellung von einem gelungenen "Fest".

Regionale Währungen und Maße:
Die Narge Torgatuls, welche mit den Kheyrisern Handel treiben, haben mehr oder minder die allgemein unter den Menschen gültigen Landrivanischen Maße übernommen, oder zumindest eine Vorstellung der Gewichts, Längen und Mengeneinheiten, die sie für ihre Tauschgeschäfte benötigen. Ansonsten herrscht wie unter jedem archaischen Volk wohl ein Maßsystem, das sich hauptsächlich nach eigenen Körperausmaßen richtet, also Schritt, Fuß, Klaue und so fort...

 

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