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Die Sümpfe von Nedserd

 


Im äußersten Westen der Herzlande, im Grenzgebiet zu den Elbenlanden jenseits des Verwunschenen Flusses, liegen die Sümpfe von Nedserd, die größten Sumpfgebiete der Immerlande. Diese nasse Landschaft, die sich wie ein Keil zwischen den Flüssen Melynllynn im Osten und den Farnafares im Westen ausbreitet, besteht aus ausgedehnten, düsteren Mooren voller nebliger Tümpel und tückischer Wasserlöcher. Aus den lichten Randbezirken des Larisgrüns wird hier erst ein Bruchwald, dann ein sumpfiger Fenn, während die Bäume immer weniger werden, bis sie schließlich ganz verschwunden sind. Stehende Tümpel mit dunklen, fettigen Oberflächen oder stille, dunstige Seen zwischen mannshohen Schilfgürteln bestimmen hier das Bild der Landschaft, nur ab und an unterbrochen von einer Insel mit schattigen Sumpfzypressen, Schwarzerlen oder mächtigen Nurmweiden. Immer scheint Nebel oder grauer Dunst über den Sümpfen zu hängen und mancherorts blubbern schlammige Löcher übel riechende Schwefeldämpfe in die stickige Luft. Es gibt keine Wege durch die Sümpfe von Nedserd und nur einen einzigen, sicheren Pfad, einen Dammweg, der am Ostrand der Moorlöcher und Wasserflächen entlang von den Feenhügeln im Norden bis zu den Ruinen von Liam Cailidh führt. Abseits dieses schmalen, uralten Hochwegs aus den Tagen der Neun Königreiche der Ersten Menschen ist der Boden jedoch allerorts tückisch und es ist gefährlich für Leib und Leben, auch nur einen Fußbreit vom Weg abzukommen.


Die Sümpfe von Nedserd

Die Sümpfen von Nedserd



Die Türme von Liam Cailidh sind eine uralte Ruine aus der Zeit des Königreichs der Dornen und liegen am Ostrand der Sümpfe. Einst waren sie eine mächtige Festung, deren Türme und Mauern höher und stärker als die der Steinfaust zu Talyra in den Himmel ragten, heute sind nur noch verwitternde Reste von ihr geblieben. Mächtige Blöcke von dunklen, moosbewachsenen Steinen, ein jeder groß wie ein Fuhrwerk, liegen verstreut und umgestürzt herum, halb versunken in der weichen, sumpfigen Erde, und dreieinhalb Türme trotzen seit Jahrtausenden dem Verfall und der Witterung. Der Torturm wirkt noch immer fest und unverrückbar, und nennt sogar einige Schritt Mauer zu beiden Seiten sein Eigen sowie die Reste eines halbverfallenen Vorwerks. Der Moorturm, der südlichste und schon in den Tümpeln der Sümpfe stehend, neigt sich bereits wie ein Mann, der arge Schlagseite nach einer durchzechten Nacht besitzt und torkelnd nach Hause wankt.

Der hohe Königsturm auf der Nordseite des Dammweges mit seinen Pechnasen und grotesken Steinfiguren auf der einen, scheint auf der anderen Seite hingegen so zerschmolzen wie Wachs, das man zu nahe ans Feuer gehalten hatte - tatsächlich hatte in den tamarlonischen Kriegen Vhaerago der Grausame den Turm mit seinem Flammenatem gestreift. Und der letzte, schräg hinter dem Königsturm, hat die Hälfte seiner Krone und einige der oberen Stockwerke verloren, als habe irgendein riesiges Ungeheuer ein Stück aus ihm herausgebissen. Alle sind sie grün vom Moos, mit von Wind und Wetter rund geschliffenen und abgetragenen Kanten und Formen, und dicht mit wehenden, silbernen Schleiern von Feenhaar behangen. Rund um die Ruinen von Liam Cailidh liegt ein Schlachtfeld, das aus der jüngeren Vergangenheit stammt. Zahlreiche Skelette, hauptsächlich die von Nargen und Menschen, aber auch einige anderer Wesen liegen in den Sümpfen rund um den Dammweg vor den Türmen, halb vermodert, halb als schwärzliche Moorleichen konserviert, und noch immer blinkt hier und da ein Stück Metall im feuchten Grund, ragt der Rand eines abgebrochenen Schildes aus Büscheln von Sumpfgras oder künden verrottende Banner und rostende Klingen vom Tod ihrer einstigen Träger...

(c) by Immerlan.deLage und geographische Grenzen:
Die Sümpfe von Nedserd liegen im Grenzgebiet zwischen den Rhaínlanden im Norden, den Elbenlanden im Westen und den Herzlanden im Osten und Süden. Sie erstrecken sich recht weit und ausgedehnt, und bilden das größte zusammenhängende Sumpfgebiet der Immerlande.

Klima und Landschaft:
Das Klima in den Sümpfen von Nedserd ist ebenso gemäßigt mild, wie in den umgebenden Herzlanden, allerdings herrscht über dem Sumpf vor allem zu den Morgen- und Abendstunden immer Nebel, selbst im Hochsommer und im tiefsten Winter. Im Frühjahr und Herbst lässt sich der Nebeldunst sogar wie eine brütende Glucke über den Sümpfen nieder und weicht manchmal wochenlang nicht mehr. Ist es einmal nicht neblig, regnet es für gewöhnlich, sieht man vom Hochsommer einmal ab. Tatsächlich zählen die Sümpfe zu den regenreichsten Gebieten der Immerlande und ein altes herzländisches Sprichwort besagt gar: Von den 360 Sonnenaufgängen, die ein Jahreslauf besitzt, finden 355 woanders statt.

(c) by Immerlan.deTier- und Pflanzenwelt:
Die Pflanzenwelt der Sümpfe von Nedserd besteht hauptsächlich aus feuchtigkeitsliebenden Gewächsen und Wasserpflanzen. An Bäumen kommen im Randbereich der Sümpfe, die aus Bruchwäldern bestehen, hauptsächlich Sumpfzypressen, Nurmweiden und Schwarzerlen vor, es gibt jedoch auch Nyssabäume, die ausschließlich hier gedeihen. Ansonsten besteht die Pflanzenwelt der Sümpfe aus Wolfstrapp, verschiedenen Ehrenpreisarten, Froschlöffel, Nedserdgras, Bachbungen und Sumpflilien, verschiedenen Farnen, Riedgräsern, Rohr- und Igelkolben, Schilf und Teichbinsen, Sumpfschnabel und Wasserdost, Brunnenkresse, Wasserkastanien und vielen mehr. Auch Heil- und Giftpflanzen haben die Sümpfe von Nedserd in großer Zahl zu bieten, etwa Baldrian, Schwarzen Nachtschatten, Nebelmoos und Faulbäume, um nur einige zu nennen. Fast überall in den Sümpfen gedeihen auch Seerosen, Schwimmfarne, Grundnesseln, Wasserhyazinthen, Wasserlinsen, Wasserpest und Quellmoose.

Die Tierwelt der Sümpfe ist nicht so vielfältig und bunt wie die Pflanzenwelt. Es gibt zahlreiche Lindwürmer in den Sümpfen von Nedserd, der bekannteste dürfte der recht menschenfreundliche, aber manchmal ruppige und eher ungesellige Ddrei Glas sein, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, ein Freund des Lord Commanders von Talyra. Eine andere und weit unangenehmere Zeitgenossin, wenn auch von der gleichen Art, ist die Graue Atorka, eine schon recht betagte und ziemlich gefährliche Lindwurmdame, die sich nach der Nargenschlacht im Moorturm der Ruinen von Liam Cailidh eingenistet hat und seither dort haust.


(c) by Immerlan.de Ansonsten besteht die Tierwelt der Sümpfe natürlich hauptsächlich aus Fischen und anderen Wassertieren, wie Erd- und Juwelenkröten, Smaragdfröschen, Wassermolchen und Salamandern, aber auch die Vogelwelt ist zahlreich vertreten. So leben natürlich alle möglichen Arten von Wasservögeln in den Sümpfen, etwa Faêyrisschwäne, Eisvögel, Sumpfgänse, Lyr- und Brautenten, Pfeif- und Waldgänse, Blaureiher, Weißstörche, Kormorane, Rohrdommeln, Ranamseln, Moorhühner und noch zahllose weitere.

Die häufigsten Fischarten der Sümpfe sind Schleien und Karauschen, Schlammbutte, Dornaugen und Goldkarpfen. Es gibt jedoch auch Hechte, Bitterlinge, Barben und Brachsen, Sumpfmuscheln und Moorkrabben. An Säugetieren leben vor allem Biber, Bisamratten und Fischotter in den Sümpfen von Nedserd, doch es gibt auch größere Tiere wie Wildschweine, Dachse, Schwarzhirsche und Damas, Goldfüchse, Silberwölfe und Schattenkatzen. Auch Grymauchbären lieben die Schlammsuhlen und Wasserläufe des Nedserd, vor allem in heißen Sommern. Die mit Abstand gefährlichsten und menschenfeindlichsten Tiere der Sümpfe sind jedoch zweifellos die allgegenwärtigen Stechmücken, die zwar harmlos sind verglichen mit ihren weiter südlich lebenden Vettern im Suth oder in den großen Savannen, dafür aber von Frühling bis weit in den Herbst hinein in riesigen Schwärmen auftreten.

Besondere Orte:
Die Ruinen von Liam Cailidh sind der einzige besondere Ort der Sümpfe. Es gibt jedoch halb geflüsterte, halb geraunte Gerüchte hier und da im dünn besiedelten Grenzland, in den Sümpfen hause eine alte und sehr weise, aber auch verrückte Schamanin oder Druidin (oder Hexe, oder Flussweib oder Dryade oder vielleicht auch ein Geist). Niemand, der je bei ihr war, so es sie denn tatsächlich gibt, erzählt etwas Wahres über ihr Aussehen oder ihre Macht, und schon gar nicht verrät er den genauen Standort ihres Pfahlhauses mitten im Sumpf. Die wenigen Torfstecher am Rand der Nedserd und auch die Jäger und Waldläufer, die sich selten, aber doch regelmäßig hierher wagen, nennen diese sagenumwobene Sumpfhexe allerdings nur ehrfürchtig Dame Mim oder manchmal auch Peg o' Nell oder Síne Grünzahn.

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