~ Die Totengeister der Immerlande ~

 

Poltergeist



"Die vielleicht unangenehmsten, aber auch einfachsten aller Totenseelen."
"Das 'einfach' ist hierbei sehr davon abhängig, wie sehr der Poltergeist bereits mit dem Ort, den er heimsucht, verschmolzen ist. Bewegt er sich noch durch und nicht bereits im Ort, lässt er sich oft schon mithilfe des richtigen Räucherwerks vertreiben."
"Und selbst wenn er mit dem Ort verschmolzen ist, ist er einfach zu bannen."
"Nein! Wir brennen nicht einfach immer alles bis auf die Grundmauern nieder!"
"Hmpf."

Somhairle und Déaghán Caerwynt, zwei berühmte Schattenjäger in "Schatten und Dämonen", dem Handbuch für Schattenjäger  


Im Gegensatz zu Gebundenen liegt Poltergeistern nicht etwa ein Objekt, sondern ein Ort am Herzen. Dies kann ein Haus, eine Straße, eine Lichtung, ein Schiff, sogar ein Dorf oder eine ganze Stadt sein.


Wie viele andere Totengeister, entscheidet sich auch ein Poltergeist ganz bewusst dagegen in Sithechs Reich einzukehren und weiß um sein widernatürliches Dasein in der Welt der Lebenden. Und wie alle anderen wird er von dem Leben, das um ihn herum blüht und gedeiht, verzehrt und gemartert, bis er irgendwann dem Wahnsinn anheimfällt und schliesslich zu einem Verlorenen wird. Davor jedoch verschmilzt der Geist über viele Jahre hinweg ganz langsam nach und nach mit dem Ort, den er sich als seine letzte Ruhestätte ausgesucht hat. Er existiert nicht länger nur in ihm, sondern auch durch ihn und je enger diese Bindung wird, desto schwerer wird es den Poltergeist zu vertreiben. Je grösser der Ort, desto länger dauert es, bis der Poltergeist sich darin verliert.


Zu Beginn benimmt sich ein Poltergeist oft wie ein Vergessener. Er ist einfach da, genießt die Umgebung und lässt die Wesen, die seinen Ruheort kreuzen, ihrer Wege gehen – außer er ist spezifisch an einen Ort zurückgekehrt, um diesen vor etwaigen Eindringlingen oder möglichen zukünftigen Besetzern zu schützen. Doch je länger er verweilt, desto stärker wird der Wunsch der alleinige Herr dieses Flecken Rohas zu sein. Nach und nach beginnt ihn die Anwesenheit Lebender zu stören, bis er irgendwann anfängt sie zu vertreiben. Diese Versuche mögen am Anfang harmlos erscheinen, doch wer die Warnungen nicht sieht oder sogar vorsätzlich ignoriert, wird sich schnell in einem unvorstellbaren Alptraum wiederfinden. Ein Poltergeist greift nicht direkt an, sondern agiert durch den Ort, den er sich ausgesucht hat, wobei er nahezu von allem Besitz ergreifen kann, ausgenommen lebende Objekte. Auch so mancher Strandräuber und Plünderer musste die Erfahrung machen, dass das vermeintlich verlassene Schiffswrack voller Gold und Schätze, das an der Küste auf Grund gelaufen ist, überhaupt nicht so verlassen ist, wie zuerst gedacht.


Es gibt Orte, die seit vielen Jahrhunderten gemieden werden, weil dort ein besonders mächtiger Poltergeist oder aber gleich mehrere umherspuken, wie etwa die Ruine der ehemals prächtigen Hochstadt Caerhal im Königreich der Rhaínlande, die Ruinen von Nalajha, die Gräberhöhen am Unterlauf des Rhune oder die berühmte Festung von Rhù Binoen.


Poltergeister können, sofern sie noch nicht sehr alt sind, mit Vernunft und Güte davon überzeugt werden, dass ihre Zeit gekommen ist die Purpurnen Flüsse zu überqueren. Je länger ein Poltergeist verweilt, desto schwieriger wird es, ihn allein mit Worten vom Gehen zu überzeugen, bis er  sich schliesslich nicht einmal mehr durch inniges Flehen von seinem Wahn abbringen lassen wird. Dann kann ein Poltergeist nur noch durch magisches Räucherwerk, ein entsprechendes Ritual, einen klerikalen Zauber, die Macht eines Schamanen der auf dem Pfad der Ahnen wandelt oder ein Salzherz gebannt werden.  Es ist auch möglich den Ort, den sich ein Poltergeist zum Verweilen ausgesucht hat, vollständig nieder zu brennen, allerdings würde ein Schattenjäger dies zum Beispiel nur dann tun, wenn ihm absolut keine andere Wahl mehr bleibt.

 


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